ROLLENWECHSEL, JETZT!
Meine Untersuchung zur Wahrnehmung und Darstellung von Geschlechterrollen wurde mit dem Stipendium von VG BILDKUNST gefördert
Für den sympathischen männliche Helden gehört es dazu, unabhängig zu sein, sich abzugrenzen und seine Interessen gegen Andere durchzusetzen. Eine sympathische weibliche Heldin dagegen definiert sich über ihre Beziehung zu Anderen, sie verhält sich bescheiden und altruistisch.
Sobald eine weibliche Figur in der Fiktion aus dem vorgegebenen Rollendiktat ausbricht, unabhängig lebt, Persönlichkeit zeigt und eigene Ziele verfolgt, läuft sie Gefahr, als egoistisch und rücksichtslos wahrgenommen zu werden - kurzum, als "böse". Ebenso droht der männlichen Figur, die nicht dem Bild des harten Burschen entspricht, als Lusche abqualifiziert zu werden - auch nicht besser.
Diese stereotypen Muster in der Darstellung der Geschlechter, wie sie immer noch in fiktionalen Medien zuhauf reproduziert werden, sind längst überholt. Um der diversen Lebenswirklichkeit in unserer Gesellschaft (w,m,d) gerecht zu werden, ist es dringend geboten, den fatalen Usus der limitierenden Geschlechterdarstellung zu beenden. Wobei sich die Frage stellt: Wie setzen wir Charaktere mit freiheitlicher Rollenauffassung so um, dass ihnen das Publikum gerne folgt?
Die Jury der VG Bild-Kunst hat meine Untersuchung zur Wahrnehmung und Darstellung von Geschlechterrollen mit dem NEUSTART KULTUR Stipendium gefördert.
"Weibliche Figuren müssen immer sympathisch sein. Und jung. Sonst will ja keiner mit ihnen schlafen, oder sie auch nur eines Blickes würdigen"
(§1 Manusfest der Danske Dramatikere, Danish Writer´s Guilt)
Erfrischend anders: Merz gegen Merz (ZDF)
In der Comedy-Serie von Autor Ralf Husmann grätschen dem scheidungswilligen Ehepaar Anne und Erik mitten im Trennungsjahr der pubertierende Sohn und sein dementer Opa in die Pläne (Staffel 3). Die angenehm klischeefreie Darstellung einer heterosexuellen Paarbeziehung liefern Annette Frier und Christoph Maria Herbst. (Fotos: Martin Valentin Menke)
Hier geht´s zur Komödie MERZ GEGEN MERZ: HOCHZEITEN, dem Langfilm zum Abschluss der Serie. Das Paar ist hier bereits geschieden, was nichts zur Klärung ihrer Beziehung beigetragen hat.
INTIMACY ON SET
Mit zu den größten Herausforderungen für Regie und Schauspiel gehören Szenen, in denen Nacktheit, Intimität und die Darstellung von sexuellen Handlungen eine Rolle spielen. Oft werden sie möglichst schnell und unter Einsatz fragwürdiger Mittel (etwa der Verabreichung alkoholischer Getränke) hinter sich gebracht. Doch seit einigen Jahren wünschen sich RegisseurInnen die Unterstützung eines Intimacy Coordinators am Set, um die Choreographie zu erarbeiten und die Privatsphäre der SchauspielerInnen besser zu schützen.
Die britische Schauspielerin und Intimacy Coordinator Ita O´Brien hat Richtlinien entwickelt, Intimacy On Set Guidelines, in denen es um vollständige Transparenz in der Kommuniaktion über Nacktheit und intime Szenen geht, um respektvolles Verhalten und verbindliche Absprachen. Durch die verstärkte Nachfrage entsteht aktuell das neue Berufsbild des Intimacy Coordinators. Eine anerkannte Weiterbildung wird vom Culture Change Hub in Zusammenarbeit mit dem Bundeverband Schauspiel e.V. (BFFS) angeboten.
Ita O´Brien, Stephanie Lexer und John Friedmann beim Live Intimitätsworkshop während des 36. Filmfest München (Fotos: Carolin Otterbach)